Persönlichkeitsbestimmende Interessenstrukturen

Gedanken zum Abschluss


Warum ist „nein sagen“ für Hans Helfer so unendlich schwer, wenn es doch für andere Menschen wie beispielsweise für die kleine Maja kinderleicht und ganz natürlich ist? Sicher liegt es nicht im Fremdbild, also wie Hans von seinen Mitmenschen gesehen und beurteilt wird. Es liegt in seinem Selbstbild, wie er sich selber sieht und in seinem Wunschbild, wie er gern von seinen Mitmenschen gesehen werden möchte. Dort gibt es offensichtlich Hindernisse, Barrieren und Begrenzungen, die ihn daran hindern, ein ganz einfaches und kinderleichtes Verhalten zu praktizieren.

Das fehlende Wissen um die Zusammenhänge

Die Entwicklungsstufen des hier verwendeten Persönlichkeits-modells sind nicht sehr bekannt. Es gibt bisher nur wenige Fundstellen dazu. Insofern ist dieses fehlende Wissen sehr wohl eine Barriere, die der Leser allerdings durch die Darstellung hier leicht überwinden kann.

Das fehlende Defizitbewusstsein

Das ist sicher ein großes Hindernis. Um Verhalten im Defizitbereich dazuzulernen muss der Persönlichkeit ihr Defizit erst einmal bewusstwerden. Im Johari-Fenster[i] lauert es im Segment ‚Blinder Fleck‘. Es ist der Persönlichkeit selbst damit nicht direkt zugänglich. Von den Mitmenschen allerdings wird es deutlich erkannt. Wenn die Persönlichkeit bereit ist, in den Spiegel zu schauen und das Feedback der Mitmenschen akzeptieren und ertragen kann, dann findet sie den Zugang zu ihrem Defizit. Aber nicht jeder Mensch ist dazu auch bereit.

Die irrige Annahme, bereits das Ende des Entwicklungsweges erreicht zu haben

Die Persönlichkeit hat ihren eigenen Entwicklungsweg vorzeitig in der irrigen Annahme verlassen, sie sei schon am Ende ihrer persönlichen Entwicklung angekommen und da käme nichts mehr. Das Eingeständnis, dass dies ein Irrtum sein könnte, fällt naturgemäß besonders schwer. Außerdem hat sich die Persönlichkeit im Kreis ihrer Gewohnheiten so wohnlich eingerichtet, dass sie diesen nur ungern verlässt. Im Kreis der Gewohnheiten findet aber keine Weiterentwicklung statt.

Die Anmaßung, der eigene Lebensentwurf sei überlegen

Es ist die eigene Hybris, die hier die Persönlichkeit einengt und begrenzt. Überlegene Menschen brauchen sich nicht weiterentwickeln. Sie sind ja schon überlegen. Die Erkenntnis, dass es noch acht weitere gleichwertige Lebensentwürfe gibt, wird ignoriert und verdrängt. Dann wäre ja das eigene Überlegenheitsgefühl substanzlos und hinfällig. Das kann doch nicht sein, oder?